Unsicherheit als Alltagserfahrung: Abgestufte Beschäftigungshierarchien im Wertschöpfungssystem Automobil in Argentinien

Natalia Teresa Berti, Stefan Schmalz, Claudia Tomadoni, Johanna Sittel, Madeleine Holzschue

Producción científica: Capítulo en Libro/ReporteCapítulo (revisado por pares)revisión exhaustiva

Resumen

Alberto ist letztes Jahr in Rente gegangen. Er hatte große Teile seines Arbeitslebens beim Automobilhersteller PKW in Córdoba, Argentinien, verbracht. Bereits 1972 war er dort drei Monate als Zeitarbeiter beschäftigt, wurde jedoch entlassen, nachdem sich die Auftragslage zeitweilig verschlechterte. Nur wenige Monate später wurde er – nun als Maler – wieder eingestellt und blieb acht Jahre im Betrieb. Es war keine einfache Zeit: Im Jahr 1976 kamen die Militärs an die Macht und gingen mit harter Hand gegen die Gewerkschaftsbewegung vor. Die Stimmung beim Betrieb PKW war wie mit einem „Bajonett im Rücken“ (C12ER, Interviewprotokoll), zeitweilig patrouillierten Soldaten mit Panzern vor dem Werktor, immer wieder kam es zu willkürlichen Entlassungen, um die Belegschaft einzuschüchtern. Alberto hatte lange Zeit Glück. Er verlor seinen Job erst, als die Schuldenkrise 1982 zu einem massiven Stellenabbau führte. Alberto schlug sich danach rund drei Jahre mit wechselnden Beschäftigungen in Zulieferunternehmen, Werkstätten und mit – hin und wieder auch „schwarzen“ – Gelegenheitsarbeiten durch. Erst 1985 kam er nach der Teilnahme an einem Hungerstreik zum Betrieb PKW zurück und arbeitete nun im Wartungsbereich, wurde aber zwischenzeitlich auch zum Rasenmähen eingesetzt. Es folgte in der Hyperinflationskrise 1989 eine weitere Entlassung für zwei Monate. Danach wurde er in den Exportbereich versetzt. Dieser wurde 1992 outgesourct. Alberto konnte zwar beim Unternehmen PKW bleiben, musste aber erneut seinen Tätigkeitsbereich wechseln: Er wurde von nun an in der Produktion der Chassis (Fahrgestelle) eingesetzt. 1995 entging er einer erneuten Entlassungswelle nur knapp. Seine Arbeitszeit wurde für sieben Monate reduziert. Im Jahr 2000 wurde Alberto schließlich als nationaler Delegierter der Automobilgewerkschaft SMATA gewählt und war von nun an vor Kündigungen geschützt. Er entging so auch den beiden Krisen 2001/02 und 2008/09. Alberto wurde schließlich 2012 auf eigenen Wunsch frühverrentet und erhielt eine Abfindung. Rückblickend fasst Alberto sein Arbeitsleben bei PKW wie folgt zusammen: „Die einzigen Bereiche, in denen ich nicht gewesen bin, waren die Klinik, weil ich kein Arzt bin und die Kantine, weil ich kein Koch bin.” (C12ER, Interviewprotokoll)
Idioma originalEspañol (Colombia)
Título de la publicación alojadaFragmentierte Belegschaften
Subtítulo de la publicación alojadaLeiharbeit, Informalität und Soloselbständigkeit in globaler Perspektive
EditoresHajo Holst, Klaus Dörre
Lugar de publicaciónAlemania
EditorialCampus Verlag
Páginas47-76
Número de páginas29
Volumen1
Edición1
ISBN (versión impresa)9783593500249
EstadoPublicada - sep. 7 2017

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